Kurz & Knapp

In Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum „Neo Tokio“ und der IGS Lilienthal entstand ein inklusives Kunstprojekt in dem alte Möbelstücke umgebaut und umgestaltet wurden.

Projektbeschreibung

Eine Besonderheit der IGS Grasberg stellen die „Willkommensklassen“ dar. Sie bezeichnen die drei mittlerweile neu gegründeten Sprachlernklassen. Um besonders Jugendlichen den Einstieg in den Schulalltag und das Leben in Grasberg zu erleichtern, sind Kooperationen mit der kommunalen Jugendarbeit an den Standorten Grasberg („Little Tokio“) und Lilienthal („Alter Amtshof“) sowohl für die Gemeinden als auch die IGS Grasberg von großer Bedeutung. Für das Projekt „Wohnzimmer“ möchten das Jugendzentrum „Neo Tokio“, die IGS Lilienthal und die PAULA gemeinsam zusammenarbeiten und ihre unterschiedlichen Ansätze sinnvoll ergänzen. Das „Neo Tokio“ mit einem Ableger an der IGS Grasberg – dem „Little Tokio“ – ist eine Einrichtung der Offenen-Tür-Arbeit. Die Jugendlichen kommen auf freiwilliger Basis und suchen sich ihre Aktivitäten selbst aus.

Die Besucher*innen stammen aus unterschiedlichen Herkunftsländern wie Deutschland, Syrien, Türkei, Polen, Russland und den Balkanstaaten. Die Kinder und Jugendlichen leben jetzt überwiegend in Grasberg. Ihre deutschen Sprachkenntnisse sind unterschiedlich weit entwickelt. In der Arbeit legt das Jugendzentrum den Schwerpunkt auf die Beziehungsarbeit, auf die Förderung von Sprache, sowie emotionaler und sozialer Kompetenz. An dieser Stelle kann ein vorwiegend handlungsorientiertes künstlerisches Projekt unterstützend eingesetzt werden. Über die künstlerische Auseinandersetzung mit der jeweils eigenen Herkunft, der Tradition sowie der alten und neuen Heimat entstehen neue Verknüpfungen des jeweiligen Jugendlichen zum Leben in Grasberg. Künstlerische Tätigkeiten geben der eigenen Ausdrucksform eine neue Dimension. Aufgrund der gemeinsamen kreativen Arbeit, können in dem durch das Projekt geschaffenen Resonanzraum neue Erfahrungen gemacht werden, die sich positiv in den Schulalltag transferieren.

Im Vorfeld werden durch einen Spendenaufruf in der Gemeinde Grasberg gemeinsam einzelne Möbelstücke gesammelt. Jegliche Art von Inventar ist willkommen, egal ob ein Tisch, ein Stuhl oder Schrank. Alle Teilnehmer*innen haben im nächsten Schritt die Möglichkeit einen eigenen Wohnungsgegenstand neu zu gestalten. Es besteht die Möglichkeit ihn zu restaurieren oder völlig zu entfremden. Die Wahl der Arbeitsmaterialien kann mit Unterstützung der Künstler*innen und Betreuer*innen von den Kindern und Jugendlichen der Projektgruppe getroffen werden. In der weiteren gemeinsamen Arbeitszeit werden sich die Jugendlichen intensiv mit der Form und dem Verwendungszwecks des Gebrauchsgegenstands auseinandersetzen. Nachdem eigene Ideen bezüglich der gewählten Möbelstücke entstanden sind, werden erste Skizzen zur Gestaltung erstellt, die für die anschließende Umsetzung dienen. Die Wohnungsgegenstände können lackiert oder zersägt werden sowie angemalt oder mit Stoffen bespannt werden. Es ist ebenfalls möglich zusätzliche Elemente an die Möbelstücke anzuschrauben.

Die Einrichtungsgegenstände werden von der Skizze zum Endprodukt nicht in Einzelarbeit gefertigt. Stattdessen werden sie immer wieder von den aktuell Anwesenden bearbeitet. Dieser Prozess entspricht dem Prinzip der Resonanz, das ein grundlegender Bestandteil des PAULA-Konzeptes ist. Darüber hinaus nehmen die Kinder und Jugendlichen an diesem Projekt ebenso auf freiwilliger Basis teil. Somit ist nicht jeder Termin verpflichtend. Dieser Umgang entspricht dem Konzept von Einrichtungen der Offenen-Tür-Arbeit. Am Ende des Projekts können die beteiligten Jugendlichen aus der Vielzahl umgestalteter Möbelstücke je eins auswählen und es mit nach Hause nehmen.

Grundlegend soll die Arbeit in diesem Projekt den Kindern und Jugendlichen eine intensive Auseinandersetzung mit künstlerischen und kreativen Prozessen ermöglichen. Hierbei sollen die Teilnehmer*innen nicht nur künstlerische Herangehensweisen erlernen. In der praktischen Arbeit können handwerkliche Fähigkeiten sowie verschiedene Materialien erlernt und ausprobiert werden. Darüber hinaus erlernen die Kinder und Jugendlichen soziale Kompetenzen, Selbstwirksamkeit im Sinne einer partizipativen ästhetischen Bildung. Jede*r Projektteilnehmer*in ist an einer Vielzahl von Entscheidungsprozessen beteiligt.

Parallel zu den Erfahrungen der unterschiedlichen Gruppenprozesse, kann jede/r Teilnehmer*in seine/ihre Individualität durch die Arbeit an den verschiedenen Einrichtungsgegenständen sichtbar machen.

Über das künstlerisch umgestaltete Möbelstück werden auch Integrationsprozesse unterstützt. Die aktive Teilhabe an dem Projekt „Wohnzimmer“ fördert zum einen die Integration der Kinder und Jugendlichen in ihr neues Lebensumfeld. Zum anderen erfolgt ebenso eine Integration des neuen Lebensmittelpunktes in die Traditionen und Kulturen der unterschiedlichen Herkunftsländer durch die Mitnahme des mitgestalteten Wohnungsgegenstandes. Auf diese Weise können Eltern und Familien ebenfalls am Projekt teilhaben oder es sogar durch Material und Werkzeug unterstützen.